Abendbilder, D. 650

Still beginnt’s im Hain zu tauen
Ruhig webt der Dämm’rung Grauen
Durch die Glut sanfter Flut
Durch das Grün umbuschter Auen
So die trunk’nen Blicke schauen

Sieh! der Raben Nachtgefieder
Rauscht auf ferne Eichen nieder balsamduft
Haucht die Luft philomelens Zauberlieder
Hallet zart die Echo wieder

Horch! des Abendglöckleins Töne
Mahnen ernst der Erde Söhnе dass ihr Herz
Himmelwärts sinnend ob dеr Heimat Schöne
Sich des Erdentands entwöhne

Durch der hohen Wolken Riegel
Funkeln tausend Himmelssiegel lunas Bild
Streuet mild in der Fluten klaren Spiegel
Schimmernd Gold auf Flur und Hügel

Von des Vollmonds Wiederscheine
Blitzet das bemooste kleine kirchendach
Aber ach! Ringsum decken Leichensteine
Der Entschlummerten Gebeine

Ruht, o Traute! von den Wehen
Bis beim grossen Auferstehen aus der Nacht
Gottes Macht einst uns ruft, in seiner Höhen
Ew’ge Wonnen einzugehen

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