Ein morscher Baum trägt keine guten Früchte

Es kam zur Welt an einem trüben
Novembertag,
In jenem Teil der Stadt,
Wo es nie Sonne gab.
Die Mutter war betrunken,
Der Vater verschwunden,
Und eh' das Kind sein erstes
Wort noch gesprochen,
Hat man über ihn schon
Den Stab gebrochen.

Du kannst kämpfen und schrei'n,
Du fällst immer bergab,
Wie ein rollender Stein,
Denn ein morscher Baum
Trägt keine guten Früchte.

Andre Kinder wollten nie
Mit ihm spielen;
Allen Haß der Erde
Ließ man ihn fühlen.
In der Schule saß er neben
Leeren Stühlen.
Er lernte voller Eifer,
Tag und Nacht,
Aber fing er an zu stottern,
Haben alle gelacht.

Du kannst kämpfen und schrei'n,
Du fällst immer bergab,
Wie ein rollender Stein,
Denn ein morscher Baum
Trägt keine guten Früchte.

Mit Vierzehn kam er irgendwo
In die Lehre,
Lernte Brötchen holen,
Die Werkstatt auskehren.
Andre führten längst schon
Mädchen spazieren,
Auch er wollte einer
Mal imponieren,
Sie hieß Su und hatte
Rote Haare,
Er knackte Automaten,
Stahl heiße Ware,
Doch der Richter gab ihm dafür
Zweieinhalb Jahre.

Du kannst kämpfen und schrei'n,
Du fällst immer bergab,
Wie ein rollender Stein,
Denn ein morscher Baum
Trägt keine guten Früchte.

Zurück in Freiheit, plante er
Ein neues Leben,
Doch es wollte keiner
Ihm Arbeit geben.
Einmal sagte einer,
Hau ab, Genosse!
Geh', woher du kommst,
Zurück in die Gosse!
Da schlug er zu wie blind!
Mit all seiner Kraft,
Und als sie dann ins Schloß fiel,
Die Tür aus Eisen,
Schrie er,
Habt ihrs nun geschafft,
Es zu beweisen.

Du kannst kämpfen und schrei'n,
Du fällst immer bergab,
Wie ein rollender Stein,
Denn ein morscher Baum
Trägt keine guten Früchte.

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